Mit Physiotherapie auf Erfolgskurs
Als Luisa Burmeier-Wegel ihre Praxis im Herbst 2024 im Bielefelder Stadtteil Senne eröffnete, stand der Name längst fest: Körperkompass. Er ist Programm und Haltung zugleich. „Der Körper zeigt uns, wo seine Baustellen liegen – man muss nur aufmerksam hinschauen“, sagt die 30-jährige Physiotherapeutin. „Mit der Praxis wollte ich einen Ort schaffen, an dem Menschen nicht nur behandelt, sondern wirklich gesehen werden.“
Ein Wunsch wird Wirklichkeit
Der Weg in die Selbstständigkeit war kein Sprung ins Unbekannte, sondern das Ergebnis eines gut abgesteckten Kurses. Schon während der Schulzeit wuchs bei Luisa Burmeier-Wegel der Wunsch, im medizinischen Bereich mit Menschen zu arbeiten. „Auch die Behandlung meines Opas nach seinem Schlaganfall war ganz entscheidend für meine Berufswahl“, berichtet die Therapeutin. Selbst wenn die Praktika in Physiotherapiepraxen manchmal herausfordernd für die damalige Schülerin waren, ließ sie sich nicht entmutigen und blieb ihrem Wunsch, therapeutisch zu arbeiten, treu. Nach der Ausbildung, staatlicher Prüfung und sieben Jahren Tätigkeit als Angestellte war die Zeit reif für die eigene Praxis.

Helle und barrierefreie Praxisräume
Der Weg von der ersten Idee bis zur Eröffnung war geprägt von intensiver Planung. Businessplan, Finanzierung, Standortsuche: „Plötzlich ging es nicht nur um Patienten, sondern auch um Zahlen, Verträge, Marketing. Das war neu – und manchmal auch kompliziert“, erinnert sich Luisa Burmeier-Wegel. Den entscheidenden Hinweis zum heutigen Praxisstandort gab ihr ein Onkel: In der Zeitung hatte er über einen Neubau gelesen, dessen Bauherr gezielt Gesundheitsbetriebe ansiedeln wollte. Luisa Burmeier-Wegel schaute sich die Pläne an – stufenlos und barrierefrei im Erdgeschoss, Parkplätze vor der Tür, ÖPNV in der Nähe – und entschied: Hier passt alles. Sie plante die 160 quadratmetergroße Praxis eigenhändig, setzte auf helle Creme- und Grautöne, schuf klare Strukturen und setzte Akzente mit grünen Moosbildern. „Ruhe, Orientierung und Natur – das tut auch in Innenräumen gut“, sagt sie. Passend zum Praxisnamen hat sie ihre vier Behandlungsräume nach den Himmelsrichtungen benannt. Norden, Osten, Süden, Westen – der Kompass als Orientierung in den Praxisräumen und in der Therapie.
Finanzplanung mit Puffer
Ein stabiler Finanzplan war ihr ebenso wichtig wie ein klarer Therapiefokus. Luisa Burmeier-Wegel fühlte sich dabei von ihrer Sparkasse gut beraten. „Mein Gründerberater Wolfgang Stisser riet mir, nicht zu knapp zu kalkulieren – besonders mit Blick auf Wachstum. Das war goldrichtig.“ Mit dem eingeplanten Puffer ließ sich die Ausstattung vollständig realisieren und erste Erweiterungen schneller anstoßen: Schon im Februar 2025 stellte sie ihre erste Mitarbeiterin ein, weitere Teammitglieder sollen folgen. „Es ist schön zu sehen, wie der Körperkompass wächst – strukturiert und ohne Hektik“, so die Physiotherapeutin.
„Generell ist es besser, zu Beginn etwas großzügiger zu kalkulieren und Reserven zu berücksichtigen, um nicht nach kurzer Zeit eine Nachfinanzierung beantragen zu müssen“, bestätigt auch Wolfgang Stisser, Gründungsberater der Sparkasse Bielefeld. Unvorhergesehene Ereignisse – wie etwa eine spätere Praxiseröffnung aufgrund von Bauverzögerungen, wie sie Luisa Burmeier-Wegel erlebt hat – können dadurch aufgefangen werden.
Wissen und Empathie- zwei große Stärken
Fachlich hat sich Luisa Burmeier-Wegel breit aufgestellt. Zusatzausbildungen und Fortbildungen erweiterten ihr Spektrum, damit sie Kassen- und Privatpatienten ebenso wie Selbstzahler mit den unterschiedlichsten Therapieansätzen behandeln kann. „Herauszufinden, wo genau den Patienten etwas fehlt, fasziniert mich. Jeder Fall ist anders – und genau das macht die Arbeit so spannend“, erzählt sie. Ihre größte Stärke in der Therapie ist die Empathie: zuhören, sehen, was machbar ist, und Menschen auf Augenhöhe begegnen. „Ich liebe den Moment, wenn Patientinnen und Patienten spüren, dass sie verlorene Fähigkeiten und Beweglichkeiten durch die Therapie zurückerlangen, zum Beispiel Schlaganfallbetroffene. Dafür mache ich das!“, erklärt Luisa Burmeier-Wegel.

Nachfrage nach Hausbesuchen
Viele Menschen werden heute zu Hause gepflegt und können aufgrund eingeschränkter Mobilität nicht in die Praxis kommen. Dennoch war die Physiotherapeutin überrascht, wie groß die Nachfrage nach Hausbesuchen ist. Luisa Burmeier-Wegel mag diese Termine besonders: „Man taucht in den Alltag der Patientinnen und Patienten ein. Oft registriert man beim Therapieren in der häuslichen Umgebung Dinge, die in der Praxis gar nicht auffallen würden.“
Dass sie in dem Stadtteil arbeitet, in dem sie auch aufgewachsen ist, half ihr schnell mit der neuen Praxis durchzustarten. Familie, alte Kontakte und Empfehlungen – das lokale Netzwerk trägt. Viel klassische Werbung hat sie nicht gemacht. Ein Inserat im örtlichen Anzeigenblatt, dazu persönliche Besuche bei Hausärzten und Neurologen der Umgebung – mehr brauchte es nicht. Die Standortanalyse hatte bereits gezeigt, dass im Stadtteil Bedarf besteht. Tatsächlich war der Terminkalender schon nach vier Wochen ausgebucht.
Ein Plus an Zufriedenheit
Unterm Strich bedeutete der Wechsel in die Selbstständigkeit längere Tage – aber auch in mehr Zufriedenheit. „Es fühlt sich einfach richtig an. Ich treffe die Entscheidungen selbst. Wenn ich mehr arbeite, dann für meine Praxis, mein Team, meine Patientinnen und Patienten“, berichtet Luisa Burmeier-Wegel. Der Rückhalt aus dem privaten Umfeld war für die Gründerin entscheidend: Freundinnen und Freunde, die Familie und vor allem ihr Mann. „Alle haben mich unterstützt – das hat mich getragen.“ Wichtig ist es der Physiotherapeutin die eigene Balance nicht aus dem Blick zu verlieren. Luisa Burmeier-Wegel geht joggen, schwimmt und nutzt die Trainingsgeräte in der Praxis – nicht nur, um fit zu bleiben, sondern auch, um die Perspektive ihrer Patientinnen und Patienten einzunehmen. „Wenn ich das schleifen lasse, spüre ich es schnell an kleinen Beschwerden“. Auch ihr eigener Körperkompass lässt sie hier nicht im Stich.

Auf die Frage, was sie anderen Gründenden raten würde, muss sie nicht lange überlegen: „In meinen Augen ist eine Physiotherapie-Praxis ein sehr dankbarer Bereich, um sich selbstständig zu machen. Man sollte sich aber im Vorfeld alle Vor- und Nachteile gut überlegen, schließlich gibt man als Unternehmerin oder Unternehmer auch Sicherheiten auf“. Auch Luisa Burmeier-Wegel kennt Momente, in denen Zweifel aufblitzen. „Das gehört dazu. Entscheidend ist, sich zu bewegen – fachlich, unternehmerisch und persönlich. Mein Motto lautet: Wenn Du nichts veränderst, ändert sich nichts.“
Körperkompass, Praxis für Physiotherapie, Friedhofstraße 167, 33659 Bielefeld, Tel. 0151 72254344
https://www.koerperkompass.physio/
Text: Annette Meyer zu Bargholz Fotos: Sarah Jonek













